RIGOLETTO
Inhalt
Roberto Mori
ERSTER AKT
Im Herzogspalast von Mantua ist ein Fest im Gange. Der Herzog vertraut einem seiner Höflinge die Absicht an, ein junges Mädchen verführen zu wollen, mit dem er in der Kirche liebäugelt und dann bis nach Hause verfolgt hat. Er ist ein Schürzenjäger, der zu allem fähig ist, auch sich zu verkleiden, nur um sein Ziel zu erreichen. Zur Zeit schäkert er mit der Gräfin von Ceprano, deren Mann in Wut gerät und vor allen Gästen vom buckligen Hofnarren Rigoletto verhöhnt wird. Die Höflinge sind überzeugt, dass Rigoletto eine Geliebte habe und entschliessen, sich an ihm zu rächen. Sie wollen sich treffen, um einen Racheplan auszuklügeln. Der Tanz wird eröffnet, aber die festliche Unterhaltung wird plötzlich durch das Auftreten des Grafen von Monterone unterbrochen, der den Herzog beschuldigt, seine Tochter entehrt zu haben. Die Böswilligkeit des Hofnarren kennt auch angesichts des Schmerzes eines Vaters keinen Halt. Monterone reagiert mit einem Wutausbruch: er verflucht zuerst den Herzog, der ihn festnehmen lässt und dann auch Rigoletto, der wie erstarrt zurückbleibt.
Spät in der Nacht kehrt Rigoletto nach Hause zurück. Der Fluch des Grafen Monterone geht ihm nicht aus dem Sinn; er trifft auf den Meuchelmörder Sparafucile, der ihm vorschlägt, falls nötig, einen seiner Rivalen aus dem Wege zu schaffen. Allein geblieben, denkt der Alte an seine Situation als grausamen und gemeinen Machtdiener, der gezwungen ist, den Herzog vor den ihn hassenden Höflingen zu belustigen. Er ist sich seiner Missgestaltung sowie seiner moralischen Niedrigkeit bewusst. Aber auch er ist zu Liebe fähig und seine einzige Liebe ist seine Tochter, die er nach dem Tode seiner Frau zu Hause verborgen hält. Gilda eilt ihm entgegen, die Beziehung zwischen Vater und Tochter ist eng, aber auf die Bitte des Mädchens, etwas mehr über ihre Familie zu erfahren, bleibt Rigoletto unbeugsam: er verbirgt ihr ihre Identität, verbietet ihr auszugehen und Leute zu treffen. Er vertraut sie der Aufsicht von Giovanna, einer wenig vertrauenswürdigen Gouvernante an, die gegen Bezahlung den Herzog ins Haus lässt. Er ist der Mann, der mit Gilda in der Kirche liebäugelt hatte und jetzt, als armer Student verkleidet, ihr seine Liebe gesteht. Sie erwidert diese mit der arglosen Begeisterung eines jungen Mädchens, das sich ihrer Handlungen nicht bewusst ist. Kaum hat der Herzog das Haus verlassen, tauchen die Höflinge auf, um Gilda zu entführen, die sie für die Geliebte des Hofnarren halten. Nachdem sie ihm die Augen verbunden haben, gewinnen sie dessen Mithilfe, da sie ihm vormachen, sie wollen die Gemahlin des Grafen Ceprano entführen, die im Palast gegenüber wohnt. Als der Alte bemerkt, dass man sich über ihn lustig gemacht hat, ist es zu spät. Die Bangigkeit vor dem Fluch äussert sich in einem verzweifelten, qualvollen Schrei.
ZWEITER AKT
Der Herzog ist nervös und verärgert: nachdem er zurück zu Gildas Haus gekehrt ist, hat er deren Entführung entdeckt. Als berüchtigter Gewohnheitsverführer scheint er fast glaubhaft, wenn er ergriffen an Gilda denkt. Die Höflinge erzählen ihm vom nächtlichen Abenteuer; er errät, dass die Entführte Gilda ist und eilt zu ihr.
Rigoletto tritt singend ein und täuscht Gleichgültigkeit vor. Er ist ruhelos. Als er sicher ist, dass sich seine Tochter in Begleitung des Herzogs im Zimmer nebenan befindet, verliert er seine Selbstkontrolle. Wütend stürzt er sich gegen die Tür, schreit den Höflingen zu, die ihn zurückhalten, dass dort drinnen seine Tochter sei. Er beschimpft sie, bedroht sie, und letztendlich fleht er sie unter Tränen an, sie ihm zurückzugeben.
Gilda stürzt aus dem Zimmer und sucht den Schutz ihres Vaters, der allen Anwesenden gebieterisch befiehlt, das Zimmer zu verlassen. Das junge Mädchen gesteht alles: die Begegnung in der Kirche mit dem als Studenten verkleideten Mann, die Tatsache, sich in ihn verliebt zu haben und auch die seelische Erschütterung über eine Liebe, die sie sich anders vorgestellt habe. Während Rigoletto seine Tochter tröstet, wird Monterone von zwei Wächtern ins Gefängnis abgeführt: er blickt auf das Porträt des Herzogs und muss mit Bitternis feststellen, dass sein Fluch keine Wirkung hervorgerufen hat. Rigoletto schwört Rache zu nehmen, obwohl seine Tochter ihn um Vergebung für den Herzog anfleht.
DRITTER AKT
Nachts gelangt Rigoletto mit seiner Tochter in die Spelunke von Sparafucile am Ufer des Mincio. Er will, dass Gilda sich von der Unehrenhaftigkeit des Geliebten überzeugen lässt, wenn sie ihn ungesehen belauscht. Der als Offizier verkleidete Herzog tritt in die Spelunke, verlangt ein Zimmer, Wein, und singt munter ein Liebeslied vor sich hin. Er macht Maddalena, der Schwester von Sparafucile, den Hof; Rigoletto hat indessen mit Sparafucile den Mord am Herzog ausgehandelt. Die Liebesbeteuerungen zwischen dem Verführer und Maddalena verflechten sich mit der Verzweiflung Gildas und dem Rachevorhaben Rigolettos.
Der alte Hofnarr befiehlt seiner Tochter, sofort in Männerverkleidung nach Verona abzureisen und trifft die letzten Abmachungen mit Sparafucile. Ein Gewitter ist im Anzug. Der Herzog geht schlafen, Maddalena gibt sich alle Mühe, um ihren Bruder davon zu überzeugen, den jungen Mann zu schonen: sie sei in den gutaussehenden Herzog verliebt. Gilda belauscht das Gespräch, Maddalena besteht darauf und hetzt ihren Bruder auf, den buckligen Hofnarren zu beseitigen. Sparafucile weigert sich, auch er habe ein Berufsethik, die ihm auferlege, niemals einen Kunden zu verraten. Es wäre besser, einen anderen Gast zu beseitigen. Das Gewitter ist ausgebrochen. Gilda, die alles mit angehört hat, entscheidet impulsiv, sich ermorden zu lassen, um das Leben des Herzogs und auch ihre idealisierte Liebe zu retten. Sie klopft an die Spelunkentür, tritt ein und wird erdolcht. Das Gewitter zieht ab, es ist Mitternacht. Rigoletto erscheint, begleicht seine Schuld mit Sparafucile und nimmt den Sack mit der Leiche entgegen, um ihn in den Fluss zu werfen. Er ist seines Triumphes sicher, aber plötzlich erklingt aus der Ferne die singende Stimme des Herzogs. Verzweifelt öffnet Rigoletto den Sack und ein Blitz erhellt Gildas Antlitz. Mit letzter Kraft erklärt das junge Mädchen seine Geste und bittet ihren Vater um Verzeihung. Der Fluch ist vollzogen.