MADAMA BUTTERFLY
Inhalt
Roberto Mori
ERSTER AKT
Die amerikanische Flotte legt in Nagasaki an. Auf dem Hügel, der den Hafen überblickt, wird Marineleutnant Pinkerton vom Heiratsvermittler Goro in ein kurioses Falthaus begleitet. Er hat es gerade erworben und will es zu seinem einstweiligen Liebesnest machen. Durch Goro hat er nämlich um wenig Geld auch die junge Geisha Cio-Cio-San, der er den Kosenamen Butterfly gegeben hat, erworben, die er nach japanischer Sitte heiraten will. In Erwartung der Braut werden Pinkerton die Bediensteten vorgestellt, darunter auch die Dienerin Suzuki. Zunächst erscheint jedoch Sharpless, der amerikanische Konsul. Pinkerton erklärt ihm, dass er von der Naivität der jungen Geisha bezaubert sei und dass diese Hochzeit nur ein Spiel sei, denn er könne seine Frau verstoßen, wann er wolle. Der Konsul ist betroffen von dieser zynischen Leichtfertigkeit und hält Pinkerton eine Standpauke. Zur Antwort trinkt Pinkerton auf den Tag seiner zukünftigen Hochzeit mit einer echten Amerikanerin.
In Begleitung ihrer Freundinnen und Verwandten erscheint Butterfly; es folgen die Vorstellungen. Sie erzählt von der Armut ihrer Mutter und dem Tode ihres Vaters und dass sie sich deshalb fügen musste, Geisha zu werden. Sie enthüllt kokett, dass sie erst fünfzehn Jahre alt sei und ungehört von ihren Familienagehörigen vertraut sie Pinkerton an, dass sie sich zum Christentum bekehrt habe, damit sie beide zum selben Gott beten könnten. Die Hochzeitszeremonie wird von einem kaiserlichen Kommissar zelebriert, aber die Feier wird durch die Ankunft eines Onkels von Cio-Cio-San, dem Bonzen, unterbrochen, der vor dem bestürzten Verwandtenkreis seine Nichte verflucht, weil sie vom Glauben der Väter abgefallen ist.
Wütend über die Unterbrechung und das Durcheinander befiehlt Pinkerton allen, das Haus zu verlassen. Dann wendet er sich tröstend der in Tränen ausgebrochenen Butterfly zu, die von ihrem Familienkreis ausgestoßen wird. Sie fasst sich rasch und verliert sich im Traum ihrer großen Liebe. Die Nacht fällt sanft herein, Pinkerton umarmt seine Braut mit Leidenschaft, bezwingt ihre Zögerungen und führt sie ins Haus.
ZWEITER AKT
Erster Teil
Suzuki fleht Cio-Cio-San an, nicht mehr zu weinen. Drei Jahre sind vergangen und Pinkerton, der nach Amerika zurückgereist ist mit dem Versprechen, im Frühjahr wieder zu kommen, hat nichts mehr von sich hören lassen. Obwohl Suzuki versucht, Butterfly die Augen zu öffnen, ist deren Vertrauen in Pinkertons Rückkehr unerschrocken. Begleitet von Goro erscheint Sharpless. Er hat einen Brief von Pinkerton, der ihm seine bevorstehende Ankunft ankündigt und ihn bittet, Butterfly mitzuteilen, dass er mit einer Amerikanerin verheiratet sei. Der Konsul schickt sich an, den Brief vorzulesen, als Prinz Yamadori hinzukommt, ein reicher Freier, der Cio-Cio-San heiraten möchte. Obwohl sie beinahe in Armut lebt, schlägt die junge Frau den Heiratsantrag ab. Nach dem Abgang Yamadoris liest Sharpless den Brief vor, aber Butterfly unterbricht ihn immer wieder und missdeutet Pinkertons Worte. Von Mitleid überkommen, findet Sharpless nicht den Mut, weiter zu lesen und versucht, ihr die Wahrheit auf andere Weise zu verstehen geben, indem er sie fragt, was sie tun würde, sollte Pinkerton nicht wieder kommen. Sie antwortet ihm resolut, dass sie nur zwei Auswege habe: ihre Arbeit als Geisha wieder aufzunehmen oder sich den Tod zu geben. Der Konsul rät ihr, an sich selbst zu denken und den reichen Prinzen Yamadori zu heiraten; er möchte sie langsam auf eine große Enttäuschung vorbereiten, aber als Butterfly ihm ein blondes Kind zeigt, Pinkertons Sohn, verzichtet er darauf und entfernt sich zu tiefst beunruhigt.
Ein Kanonenschuss kündigt die Einfahrt eines Kriegsschiffs in den Hafen an. Cio-Cio-San erkennt durch das Fernglas das Schiff „Abraham Lincoln“. Ihre Freude ist unbändig, sie schmückt das Haus mit Blumen, zieht ihr Brautkleid an und bereitet sich mit Suzuki und ihrem kleinen Sohn auf Pinkertons Rückkehr vor.
Zweiter Teil
Die Nacht ist vorüber, das Morgengrauen bricht an und Pinkerton ist nicht erschienen. Suzuki überzeugt Butterfly, sich mit ihrem Kind etwas auszuruhen. Kurz darauf erscheint der Leutnant mit seiner Frau Kate und Sharpless. Er hat erfahren, dass er einen Sohn hat und nun möchte er ihn mit sich in die USA nehmen. Der Konsul bittet Suzuki, ihnen zu helfen, Cio-Cio-San auf diese bittere Tatsache vorzubereiten, aber die Dienerin hat nicht den Mut, ihrer Herrin diese schreckliche Nachricht mitzuteilen. Pinkerton, von Gewissensbissen gepeinigt, verabschiedet sich von diesem Haus voller Erinnerungen. Bedrückt und feige entscheidet er, Butterfly nicht wiederzusehen. Cio-Cio-San glaubt, Stimmen zu hören und stürzt sich ins Freie in der Hoffnung, Pinkerton zu sehen. Sie bemerkt hingegen den Konsul mit einer fremden Dame und im Nu ist ihr alles klar. Sie bricht weder in Tränen noch in Wehklagen aus; ohne dass man sie darum bittet, ist sie bereit, ihren Sohn wegzugeben, unter der Bedingung, dass der Vater ihn selbst abholt.
Butterfly bleibt allein und bereitet sich auf das Harakiri vor: mit einem letzten herzzerreißenden Abschied von ihrem Sohn, der sich wieder seinen Spielen widmet, ersticht sie sich mit dem Dolch, mit dem auch ihr Vater Selbstmord begangen hat. Sie stirbt in dem Augenblick, in dem Pinkerton sich nähert und von Ferne ihren Namen ruft.