TOSCA
Inhalt
Roberto Mori
ERSTER AKT
Rom im Juni 1800
EIn Mann tritt heimlich in die Kirche von Sant'Andrea della Valle. Es ist Cesare Angelotti, Konsul der gestürzten Römischen Republik, der von den päpstlichen Behörden verhaftet worden war, aber gerade aus dem Gefängnis der Engelsburg geflohen ist. Er flüchtet in die Familienkapelle, wo seine Schwester, die Gräfin Attavanti, Frauenkleider für ihn vorbereitet hat, um ihm in der Verkleidung die Flucht zu vereinfachen.
Brummend tritt der Küster ein, er ist mit dem Maler Mario Cavaradossi erbost, der ihn beauftragt hat, die Pinsel zu reinigen; außerdem ist ihm der Künstler wegen seiner freiheitlichen und franzosenfreundlichen Ideen keineswegs sympathisch. Als die Glocke zum Angelus ertönt, erscheint Cavaradossi und nimmt seine Arbeit am Portrait der hl. Magdalena auf, deren Antlitz ihm eine Unbekannte inspiriert hat, die er einige Tage vorher in der Kirche erblickt hatte.
Sobald der Küster sich entfernt, verläßt Angelotti sein Versteck; Cavaradossi erkennt seinen Freund, dessen revolutionäre Gesinnung er teilt, nur mit großer Mühe. Nach einem raschen Wortwechsel kommt unerwartet Floria Tosca, Geliebte des Malers und berühmte Sängerin hinzu und zwingt den Flüchtigen, sich wiederum zu verstecken.
Von Eifersucht geplagt gibt Tosca ihrem Verdacht auf die Anwesenheit einer anderen Frau Ausdruck. Cavaradossi versucht, sie zu beruhigen, aber der Verdacht bestärkt sich, als Tosca nach eingehender Betrachtung des Porträts der hl. Magdalena das Antlitz der Gräfin Attavanti erkennt, in der sie eine Rivalin sieht, obwohl die Gräfin nur in der Kirche weilte und so tat als ob sie im Gebet versunken sei, um die Flucht des Bruders vorzubereiten. Cavaradossi erklärt ihr, jene Frau als Modell gewählt zu haben, ohne zu wissen, wer sie sei und ohne ihr Wissen; so gelingt es ihm, die Eifersucht der Geliebten zu besänftigen, indem er mit Zärtlickeit seine Liebe ihr gegenüber beteuert. Sie verabreden sich für die Nacht, nach dem Auftritt Toscas, in der Villa des Malers außerhalb Rom.
Allein geblieben mit Angelotti bietet sich Cavaradossi an, ihn in seinem Gutshaus zu verstecken und erklärt ihm, wie er seine Villa erreichen kann. Ein Kanonenschuss aus der Engelsburg kündigt an, dass die Flucht entdeckt worden ist. Der Maler entscheidet, seinen Freund zu begleiten und beide verlassen rasch die Szene.
Der Küster kommt in die Kirche zurück. Gefolgt von einer Schar von Ministranten und Sängern teilt er die Nachricht von Napoleons Niederlage mit. Alle jubeln und lachen glücklich, aber die allgemeine Begeisterung wird bald vom Polizeichef Baron Sacrpia unterbrochen, der nach dem Flüchtling fahndet. Bekannt wegen seiner Grausamkeit und Liederlichkeit, befiehlt er dem Agenten Spoletta und den anderen Männern in seinem Gefolge jeden Winkel zu durchstöbern. In seiner überstürzten Fluch hat Angelotti einige Spuren und Indizien hinterlassen, darunter einen Fächer mit dem Wappen der Adelsfamilie Attavanti, der zur Verkleidung gehörte. Die vertraulichen Aussagen des Küsters, der nie große Sympathie für Cavaradossi gezeigt hatte, überzeugen Scarpia von der Mittäterschaft des Malers.
Als Tosca auf der Suche nach ihrem Geliebten in die Kirche zurückkehrt, zeigt ihr der Polizeichef den Fächer und schürt somit ihre Eifersucht und ihren Verdacht. Sie überzeugt sich davon, dass Mario sie mit der Gräfin betrügt und stürzt sich wütend in die Villa des Malers, in der Gewissheit, die beiden Geliebten dort zu überraschen. Scarpia befiehlt Spoletta, ihr zu folgen. Dann, während das Volk das Te Deum anstimmt, um den Sieg über die Franzosen zu feiern, enthüllt Scarpia seinen perversen, abartigen Plan: Tosca sein Eigentum zu nennen und ihren Geliebten erhängen zu lassen.
ZWEITER AKT
Abends. Scarpia ist beim Abendessen in einem Zimmer im Palazzo Farnese und erwartet mit Ungeduld Nachrichten über Angelotti. Durch die Fenster dringt das Echo der Feiern anlässlich der Niederlage Napoleons und im Laufe derer auch Tosca auftreten wird. Der Baron fordert den Gendarmen Sciarrone auf, Tosca nach ihrem Auftritt einen Zettel zu übergeben, mit dem sie geladen wird, sich bei Scarpia einzustellen.
Spoletta tritt ein. Der Agent berichtet, Tosca gefolgt zu sein, die Villa durchsucht, aber keine Spur des Flüchtlings vorgefunden zu haben. Anstelle dessen habe er Cavaradossi verhaftet. Der Maler wird ins Zimmer begleitet und auf Scarpias Fragen antwortet er entschlossen und verächtlich und streitet jegliche Komplizität in der Flucht des Häftlings ab. In der Ferne hört man Toscas Stimme, sie nimmt mit einem Rezital an den Feiern teil. Das Verhör wird immer strammer und ungestümer, aber Cavaradossi beteuert, nicht zu wissen, wo sich Angelotti verstecke.
Kurz darauf tritt Tosca ein. Cavaradossi flüstert ihr leise zu, nicht zu verraten, was sie in seiner Villa gesehen habe.
Während der Maler in die angrenzende Folterkammer geführt wird, wo das Verhör weitergeführt wird, bemüht sich Tosca, ruhig zu bleiben und auf die hinterlistigen Fragen Scarpias zu antworten. Aber auf die Schmerzensschreie Marios unter Folterung, bricht ihr Widerstand und sie enthüllt Angelottis Versteck.
Cavaradossi wird blutüberströmt und bewußtlos in Scarpias Zimmer gebracht. Als er zu sich kommt, versteht er, dass Tosca nachgegeben hat und verdammt sie. Dann auf die Nachricht des Sieges Napoleons in der Schlacht von Marengo, findet er die Kraft, in den Jubel über den Sieg miteinzustimmen und seine Verachtung Scarpia ins Gesicht zu schleudern. Er wird sofort zu Tode verurteilt und in den Kerker geführt.
Nun versucht Tosca im Peiniger einen Schimmer Mitleid zu erwecken und bietet ihm sogar Geld an. Daraufhin gibt ihr Scarpia in seiner brutalen Art und Weise die Möglichkeit, das Leben ihres Geliebten zu retten, wenn sie sich ihm gibt. Sie lehnt ab, aber als Spoletta die Nachricht bringt, dass Angelotti Selbstmord begangen hat und alles bereit sei für die Erschießung Marios, beugt sie sich der Erpressung.
Scarpia gibt ihr zu verstehen, dass er die Erschießung nur zum Schein ausführen lasse, befiehlt aber Spoletta eine regelmäßige Hinrichtung. Tosca fordert einen Geleitbrief, um mit Cavaradossi fliehen zu können.
Während Scarpia das Dokument unterzeichnet, sieht Tosca ein Messer auf dem Tisch liegen, nimmt es rasch zu sich und versteckt es. Als der Mann versucht, sie zu umarmen, sticht sie ihn zu Tode und bevor sie mit dem Geleitbrief in die Flucht stürzt, zündet sie, von Mitglied ergriffen, zwei Kerzen neben dem toten Scarpia an und legt ihm ein Kreuz auf die Brust.
DRITTER AKT
Die Szene wickelt sich auf der Plattform der Engelsburg ab. Das Glockengeläute der römischen Kirchen und der schwermütige Gesang eines kleinen Hirtenjungen verkünden das Morgengrauen. In Erwartung seiner Hinrichtung beginnt Cavaradossi einen Abschiedsbrief an Tosca zu schreiben, den die Wache für einen Ring Tosca aushändigen soll. Nach einigen Zeilen wird er von schmerzlichen Erinnerungen und den Gedanken an ihre Liebesnächte übermannt. Er bereitet sich mit verzweifelter Geistesklarheit auf seine Hinrichtung vor, als unerwarteterweise Tosca eintritt.
Aufgeregt zeigt sie ihm den Geleitbrief und gesteht auch, Scarpia ermordet zu haben und setzt ihn über die Intrige in Kenntnis. Sie weist ihn darauf hin, dass es sich nur um eine Scheinhinrichtung handle und dass sie nach der Mache zusammen nach Civitavecchia abreisen können. Sie erklärt ihm auch, wie er sich zu verhalten habe: er müsse mit Natürlichkeit zu Boden fallen, als ob er wirklich getroffen worden sei.
Endlich erscheint das Erschießungskommando und Tosca bittet Mario wiederum, die Szene überzeugend zu mimen: er versichert sie, dass er fallen werde «wie Tosca im Theater». Die Erschießung findet statt, Spoletta verhindert den Gnadenschuss. Aber als das Erschießungskommando abzieht, bemerkt Tosca verzweifelt, dass Mario wirklich erschossen worden ist und wird sich des letzten, verbrecherischen Streichs Scarpias bewußt.
Stimmengewirr nähert sich: die Wächter haben den Mord an Scarpia entdeckt. Spoletta stürzt sich auf Tosca, um sie zu verhaften, aber sie erreicht rasch die Stufen der Engelsburg und stürzt sich ins Leere mit der Herausforderung an Scarpia «avanti a Dio!» (vor Gottes Antlitz).